Mein Auslandssemester an der Florida State University

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Von Sara Stöllinger, Wintersemester 2019/20.

Von August bis Dezember 2019 war habe ich ein Auslandssemester an der Florida State University in Tallahassee, der Hauptstadt Floridas, verbracht. Die Florida State University wurde im Jahr 1851 gegründet und ist derzeit eine der Top 20 aller öffentlichen Universitäten in den USA. Die FSU hat über 40.000 Studenten und bietet über 360 verschiedene Studiengänge an. Neben dem weitläufigen Campus in Tallahassee gibt es auch einen Campus in Panama sowie Standorte in London, Valencia und Florenz. Die Studierenden der FSU kommen aus über 130 Ländern. All diese Faktoren haben – neben dem warmen Wetter in Florida – eine Rolle bei meiner Entscheidung für die FSU gespielt.

Ungefähr ein Jahr vor meiner Abreise nach Tallahassee habe ich begonnen, mich um meine Unterlagen für die Bewerbung zu kümmern. Zum Glück habe ich sowohl durch das Büro für Internationale Beziehungen als auch Studienkolleginnen, die bereits in Amerika waren alle wichtigen Informationen bekommen und immer Ansprechpartner gehabt. Im Bewerbungsprozess sind besonders die Resultate bei einem standardisierten Englischtest, das Motivationsschreiben, die Empfehlungsschreiben und das Motivationsschreiben ausschlaggebend. Der bürokratische Aufwand für ein Auslandssemester in den USA ist zwar nicht gering, aber er war es definitiv wert.

Bevor ich nach Tallahassee gekommen bin war ich noch mit meiner Familie in New York und Miami auf Urlaub. Eine Reise in andere Teile der USA lässt sich meiner Meinung nach super mit dem Auslandssemester verbinden und ich war froh, nicht ganz alleine in die USA fliegen zu müssen. Bei meiner Ankunft haben mich meine Mitbewohnerinnen gleich gut aufgenommen und mein Mentor, den mir die Uni zugeteilt hat, hat mir ebenfalls sehr geholfen. Ich habe während meiner Zeit an der FSU wie fast alle anderen Austauschstudenten nicht am Campus sondern „off campus“ in einer Unterkunft gewohnt und war sehr froh darüber, weil dort alles deutlich weniger streng zugeht. An unserem ersten offiziellen Tag wurde vom Center for Global Engagement der FSU ein Orientierungstag für alle neuen Austauschstudenten abgehalten. Wir waren fast fünfzig Studenten aus aller Welt, von denen viele auf den Fotos am Ende meines Berichtes zu sehen sind. Vor allem mit den anderen aus Europa – besonders Niederländerinnen, Schwedinnen und Franzosen – habe ich mich auf Anhieb gut verstanden und wir haben das ganze Semester über viel unternommen.

Am Orientierungstag waren wir auch gleich im Footballstadion der Seminoles („Noles“), das über 80.000 Zuschauer fasst, und waren beeindruckt. Dort fand eine Veranstaltung für neue Studenten im ersten Studienjahr – „freshmen“ – und uns Austauschstudierende statt, bei dem wir gleich die wichtigsten Lieder und den „school spirit“ nähergebracht bekommen haben. Von da an waren wir bei fast jedem Footballspiel und haben die Seminoles angefeuert. Vor den Footballspielen finden immer sogenannte Tailgates statt – Partys der Fraternities bei denen es oft relativ wild zugeht und viel Alkohol fließt. Diese Fraternities sind gewissermaßen Studentenvereinigungen für junge Männer und sind für ihre Partys berühmt und berüchtigt. Die weibliche Variante davon sind Sororities, die allerdings keine Partys veranstalten dürfen sondern einen anderen Fokus haben. Das „Greek Life“, wie der Überbegriff lautet, spielt an vielen amerikanischen Unis eine sehr große Rolle.

Was mich an der FSU beeindruckt hat war unter anderem der schöne, weitläufige Campus, zu sehen auf den Fotos am Ende dieses Texts. Dort gibt es nicht nur Gebäude in denen Kurse abgehalten werden sondern auch ein mehrstöckiges Fitnessstudio, ein Kunstmuseum, ein Kino, mehrere große Bibliotheken, ein Gesundheitszentrum, mehrere Dining Halls, sowie viele Grünflächen und Bäume. Es gibt fast jeden Tag Veranstaltungen am Campus bei denen man oft gratis Essen oder kleine Geschenke bekommt. Mittwochs gibt es immer einen Markt bei dem man nicht nur Kleidung, Schmuck und anderes kaufen kann, sondern sich auch mit Vertreter verschiedener Studentenorganisationen austauschen kann. Sonst gibt es noch jeden Freitag eine „International Coffee Hour“ bei der jede Woche kleine Spezialitäten aus verschiedenen Ländern zubereitet werden und sich Studierende der FSU mit internationalen Studenten austauschen können. Auch sonst ist immer etwas los und es gibt zu verschiedenen Anlässen Veranstaltungen mit gratis Essen, Getränken und Aktivitäten.

An der FSU gibt es unglaublich viele Studentenorganisationen und es zahlt sich absolut aus einer davon beizutreten. Ich war zum Beispiel in Chaarg, einer Art Sportclub für junge Frauen der an über 70 Universitäten in den USA vertreten ist. Chaarg steht für „Changing Health, Attitudes and Actions to Recreate Girls” und hat das Ziel, junge Frauen Sport und körperliche sowie mentale Gesundheit näherzubringen. An der FSU hat Chaarg ungefähr 200 Mitglieder und ist somit eine tolle Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen. Bei den Workouts wurde viel Wert auf Spaß und Abwechslung gelegt – wir haben alles Mögliche ausprobiert und oft mit Trainern von großen Fitnessstudios in Tallahassee zusammengearbeitet. Außerdem wurden viele verschiedene „Socials“ abgehalten, die uns noch weiter zusammengeschweißt haben. Einige andere Austauschstudenten waren zum Beispiel auch in einem Tauchclub, im Tennisclub, im Schießclub, in einer Nachhaltigkeitsorganisation, haben Quidditch gespielt oder waren im Fußballclub – es gibt unglaublich viele Möglichkeiten und ich kann es nur empfehlen, diese Chance wahrzunehmen.

Die FSU hat neben einem großen Footballstadion der Noles auch noch ein Basketballstadion, in dem die FSU Hoops spielen. Diese Spiele waren auch immer spannend anzuschauen, denn die Atmosphäre bei allen Spielen im Collegesport ist absolut einzigartig. Wie auf den Fotos zu erkennen sind fast alle Zuschauer sogar zu ihrem Team passend gekleidet. Neben Sportveranstaltungen gibt es an der FSU auch einen Zirkus – einer von nur zwei Zirkussen an amerikanischen Universitäten. Die Auftritten sowie die Kostümgestaltung, Lichttechnik und alles andere wird alles von Studenten selbst organisiert und umgesetzt. Die Shows sind für Studenten gratis und die Halloweenshow die wir uns angesehen haben war absolut beeindruckend! 

An den Wochenenden haben wir ebenfalls viel unternommen. Relativ am Anfang des Semesters waren wir mit einer Gruppe von über 20 Austauschstudenten in Panama City Beach, einer Partystadt am Strand etwa zwei Autostunden entfernt. Ich war außerdem noch in Orlando, in Charlotte in North Carolina und in Miami. Am liebsten habe ich meine Wochenenden allerdings in Tallahassee verbracht – samstags waren oft Footballspiele und die Clubs dort waren immer voller junger Leute. Außerdem kann es zum Teil etwas schwierig sein, wirklich weiter herumzukommen, weil man dafür eigentlich ein Auto braucht. Innerhalb von Tallahassee ist das eigentlich kein Problem – es gibt gratis Busse zum Campus und die Möglichkeit sich von der Uni Fahrräder für ein Semester auszuleihen. Das haben von uns Austauschstudenten die meisten gemacht und dann fast alle Strecken innerhalb der Stadt so zurückgelegt.

Die Kurse, die ich an der FSU belegt habe, waren ein weiterer sehr positiver Aspekt. Die Professoren dort haben mich nachhaltig positiv beeinflusst. Die meisten von Ihnen waren sehr nahbar und umgänglich, und falls man um einen späteren Abgabetermin für eine Hausarbeit oder ähnliches gebeten hat waren sie meist sehr kulant. Insgesamt war die Kommunikation zwischen Professoren und Studenten deutlich mehr auf Augenhöhe als ich das von der Uni Salzburg gewöhnt war. Für uns Europäer waren die meisten Kurse nicht allzu schwer zu bewältigen, da dort oft nicht so streng benotet wird wie bei uns. Dadurch hatte ich während meiner Zeit an der FSU deutlich weniger Lernstress als ich zuhause normalerweise habe. Außerdem gibt es dort sehr viele Hilfsangebote für Studierende die Probleme mit ihren Kursen haben.

Für mich war es sehr spannend Kurse zu besuchen in denen ich (fast) die einzige Austauschstudentin war. Bei Diskussionen, zum Beispiel in meinem Kurs über die Geschichte der USA nach 1945, wurden viele Dinge angesprochen und Meinungen geäußert, die in Österreich oft ganz anders diskutiert und gesehen werden. Die Mentalität ist in gewisser Weise natürlich doch anders als bei uns und das war faszinierend mitzuerleben. Generell habe ich die meisten Amerikaner als sehr freundlich, hilfsbereit und kommunikativ erlebt, was mir bei uns manchmal etwas fehlt. Man kommt leicht mit ihnen ins Gespräch und sie sind meist sehr interessiert daran, sich mit neuen Leuten zu unterhalten. 

Ich bin unglaublich froh, dass ich diese Erfahrungen machen durfte und dabei so viel Unterstützung erfahren habe, sowohl von der Universität Salzburg (insbesondere dem Büro für Internationale Beziehungen) als auch vonseiten der Florida State University. Meine Zeit dort war eine absolute Bereicherung und ich freue mich über all die Erinnerungen, Erfahrungen und neuen Freundschaften die ich dort dazugewonnen habe. Ich habe viel über die amerikanische Kultur und den „way of life“ gelernt und mich in dieser Zeit definitiv weiterentwickelt. Außerdem habe ich Menschen aus verschiedensten Ländern kennengelernt und so Einblicke in ganz unterschiedliche Lebensweisen bekommen. Ich kann es nur absolut empfehlen ein Auslandssemester zu machen, und die Florida State University ist dafür auf jeden Fall eine tolle Adresse. Ich hoffe sehr, dass nach mir noch viele weitere Studierende diese tolle Erfahrung machen werden. 

Go Noles!