Die Uni setzt wieder auf Präsenzlehre, ganz so wie es vor Corona war
Laptop, Headset und Co. waren in den letzten zwei Jahren die täglichen Begleiter unseres Studienalltags. Man switchte von einer Videokonferenz zur nächsten, streamte die letzte LV Einheit oder organisierte Gruppenarbeiten in shared Docs. Mit dem kommenden Sommersemester, nach zwei Jahren Pandemie, soll wieder ein Sommer wie damals eingeläutet werden: ein Semester in Präsenz – mit Maskenpflicht, 2,5G-Regel, aber ohne Onlinelehrveranstaltungen.
Als Lehramtsstudierende haben wir gelernt zu reflektieren: Unsere gehaltenen Unterrichtseinheiten, unsere geplanten Unterrichtseinheiten, unsere Präsentationen, unsere Arbeiten und unsere Reflexionen. Wir reflektieren alles. Angesichts der Situation könnte man allerdings meinen, dass die Planung für das kommende Semester nicht zur Gänze reflektiert wurde.
Ja, Onlinelehre ist anstrengend. Ja, die sozialen Interaktionen bei der Onlinelehre halten sich in Grenzen – aber liegt das am Format oder doch an der Aufbereitung? Ja, es ist schwieriger neue Leute kennen zu lernen und sich mit anderen Studis zu vernetzen, wenn alles online ist – aber liegt das an der Lehre oder daran, dass auch Studifeste und -aktionen kaum möglich waren?
Aber ist alles an der Onlinelehre schlecht? Waren die letzten Semester so furchtbar, dass man auf keine reinen Onlinelehrveranstaltungen mehr setzen möchte? Ich bezweifle das!
Hand hoch, wer schon einmal vom Arbeitsplatz aus gestreamt oder an einem Meeting teilgenommen hat, um die Zeit bestmöglich zu nutzen. Hand hoch, wer sich doch noch für LVs angemeldet hat, weil sie durch das Onlineformat in den Terminkalender hineinpassten. Hand hoch, wer sich doch noch nachträglich für VOs angemeldet hat, um noch eine Prüfung mehr abzulegen, weil die Einheiten online nachhörbar waren. Hand hoch, wer extra eine online LV gebucht hat, weil man aufgrund der Onlinelehre nicht nach Salzburg/Linz pendeln musste.
Und wie ist meine persönliche Bilanz? Ich kann kommendes Semester LVs nicht belegen, weil ich (noch) nicht fliegen kann. Ich kann nicht in 20min direkt aus dem Klassenzimmer an die Universität fliegen. Ich kann allerdings in 20min vom Klassenzimmer in den Konferenzraum oder die Bibliothek gehen, meinen Laptop aufklappen und mich online zur LV zuschalten. So ist studieren 2022 für mich möglich. Wenn man sich durch die noch nicht zugeteilten Wartelisten der Masterkurse der Bildungswissenschaften durchklickt, sieht man auch ein deutliches Bild: Die Zahlen der Studierenden auf den Wartelisten sind bei den Kursen, die ab 17h, geblockt und (zumindest teilweise) online sind am höchsten. Woran mag das wohl liegen?
Genau aufgrund dieser Erfahrungen und Tatsachen ist es mir ein Rätsel warum Lehrveranstaltungen im Onlineformat wieder vergessen werden und ausschließlich auf Präsenzlehre gesetzt wird. Wäre die Beibehaltung von LVs in reinen online Formaten v.a. im Masterstudium Lehramt nicht eine win-win-win-Situation? Das erste „win“ steht für die Studis, denn durch online LVs ist es leichter den Lehrberuf oder den Nebenjob mit der Uni zu koordinieren und dadurch mehr LVs in kürzerer Zeit abzuschließen. Das zweite „win“ steht für die Uni, denn wenn Studis Beruf und Uni leichter koordinieren können, steigt auch die Prüfungsaktivität und mit der die Förderungen für die Uni. Und das dritte „win“ geht an die Schulen – an die Schulen, die nicht in der nähe der Uni sind. Denn der Lehrpersonenmangel ist als erstes an den Schulen am Land spürbar. Durch Onlinelehre wäre es für Studierende möglich den Lehrberuf und das Masterstudium an der Uni zu verbinden – unabhängig vom Standort der Schule.
Ich bin gespannt, ob die Uni im kommenden Semester merken wird, dass die Onlinelehre viele Vorteile mit sich gebracht hat durch diese die Prüfungsaktivität der Studierenden erhöht wurde. Vielleicht werden die Zahlen am Ende des Semesters es zeigen, vielleicht aber auch die zahlreichen Emails der Studierenden, die nach Onlinelehre fragen.