Michael Harrer, Lehramt Englisch & Geschichte, UNC 2019/2020:


Planung: Für mein Auslandsjahr in den USA habe ich begonnen, mich ein Jahr zuvor im Oktober über die verschiedenen Möglichkeiten, um ins Ausland zu gehen, zu informieren. Da für mich von Anfang an nur die Vereinigten Staaten als Destination in Frage kamen, habe ich mich nach Rücksprache mit Herrn Gauss (Büro für Internationale Beziehungen) und Frau Prof. Wallinger für ein Auslandsjahr über das Austauschprogramm ISEP beworben. Bevor man sich jedoch für ISEP bewerben kann, muss man zuerst von der Uni Salzburg für das Programm ausgewählt werden. Hierfür sind ein Empfehlungs- und Motivationsschreiben entscheidend, aber auch das Ergebnis des TOEFL Tests ist ausschlaggebend. Der TOEFL Test ist ein Sprachtest, der von fast allen Universitäten in den USA für die Aufnahme verlangt wird und in Wien $350 kostet. Sobald man dann von der Uni Salzburg grünes Licht für eine Bewerbung bei ISEP bekommt, wird man für das Online-Bewerbungsportal freigeschaltet, wo ganz genau aufgelistet ist, was für eine Bewerbung über ISEP erfüllt werden muss. Bewerben kann man sich für zehn Universitäten aus einem Pool von mehr als 180 Hochschulen, die quer über das ganze Land verteilt sind. Als ich mich beworben habe, gab es in jedem Bundesstaat mindestens eine Universität, sei es in Kalifornien, Louisiana oder in den Ballungszentren an der Ostküste. Jene zehn Universitäten reiht man dann im Online-Bewerbungsportal nach eigenen Präferenzen und schickt nach Vervollständigung der Unterlagen die Bewerbung an ISEP ab. Die Abgabefrist dafür war im Februar und Anfang April bekam ich die Zusage für die University of Northern Colorado (UNC) in Greeley Colorado.
Ankunft in den USA: Ich habe dann sofort einen Flug nach Denver im Reisebüro gebucht. Wichtig ist hierbei, dass es oft besser ist sofort Hin- und Rückflug zu buchen, da die meisten Fluglinien auf der Langstrecke für Roundtrips billigere Preise anbieten. Ich habe einfach Flüge ausgewählt, bei denen es die Option auf umbuchen gab, im Falle, dass sich an den Reisedaten etwas ändern würde. Mitte August bin ich dann von München über Charlotte nach Denver geflogen und bin von dort per Shuttle-Bus nach Greeley gefahren. UNC bietet hier für internationale Studierende diesen Service gegen eine Gebühr von $35 an. Ich habe damals bereits am Flughafen andere Austauschstudierende kennengelernt, die ebenso per Shuttle-Bus nach Greeley gebracht wurden.
Unterbringung: Dadurch, dass ich mich über ISEP beworben hatte, war ich dazu verpflichtet in einer Residence Hall der Uni zu wohnen. Die Bewerbung für die einzelnen Heime läuft auch über ein Online-Portal ab, wo ebenfalls eine Reihung vorgenommen werden muss. Ich habe mich damals sowohl für Residence Halls auf dem Campus beworben, als auch für die Arlington Student Apartments, die keine fünf Minuten vom Campus entfernt sind. Alle international Studierenden werden aber in der Regel in den Arlington Student Apartments untergebracht, sofern diese bei der Bewerbung auch ausgewählt wurden. Rückblickend muss ich auch sagen, dass diese Apartments das Besten waren, das mir passieren hätte können. Ich habe dort in einer Vierer-WG mit zwei Amerikanern und einem Tschechen gewohnt. Jeder von uns hatte sein eigenes Zimmer und wir hatten auch zwei Badezimmer, ein Wohnzimmer und eine eigene Küche. Zudem war von der Mikrowelle angefangen, über die Waschmaschine und dem Trockner alles vorhanden, was man brauchen konnte. Die Arlington Park Student Apartments waren auch deshalb so toll, weil hunderte Amerikaner mit internationalen Studierenden zusammengelebt haben.
Kurse: Grundsätzlich können an der UNC zwischen 12 und 18 Credits pro Semester absolviert werden. Ich habe in beiden Semestern jeweils Kurse à 15 Credits belegt und die Kurse in der Regel als arbeitsintensiver als an der Uni Salzburg empfunden. Vor allem die Geschichtekurse waren mit viel Aufwand verbunden.
Wintersemester:
EDRD 314: Literature for Children, Adolescents and Young Adults
ENG 219: Intro to Sociolinguistics
HIST 121: Western Civilization from 1689 to the Present
HIST 372: European Reformation: Religion & Society
TESL 350: Second Language Acquisition
Sommersemester:
HIST 385: History of the Holocaust, 1933 to the Present
HIST 100: Survey of American History from Its Beginnings to 1877
ASIA 116: State, Society, and Culture in Contemporary Asia
JMS 100: Introduction to Journalism and Media Studies
MCS 101: Multiculturalism in the United States
Studentenleben: Die zwei Semester an der UNC war mit Abstand die beste Zeit meines Lebens. Dadurch, dass an der UNC nur etwa 12 000 Leute studieren, taucht man sofort von der Ankunft an in eine enge Gemeinschaft ein und lernt sehr schnell viele neue Leute kennen. Aufgrund meine Wohnsituation war ich schnell in einer Freundesgruppe mit Amerikanern und Austauschstudierenden, mit denen ich feiern ging, in den USA reiste und Ausflüge in Colorado unternahm. Seitens der Uni werden in den ersten Wochen der Semester so viele Veranstaltungen für Freshmen angeboten, dass ich gar nicht mehr wusste, wo ich überall eigentlich mitmachen sollte. Es wurden hier ganz tolle Veranstaltungen veranstaltet, sei es ein Street Food Market oder das Rec Fest, auf dem verschiedene Sportarten ausprobiert werden konnten. Dort haben sich auch die verschiedenen Sportklubs der Uni vorgestellt und ich habe mich sofort für die Tennismannschaft eingeschrieben. Die UNC hat über 100 anerkannte Klubs, unter welchen eigentlich für jeden etwas dabei ist. Rückblickend bin ich besonders froh, dass ich mich für die Tennismannschaft angemeldet habe, weil ich so ganz schnell ganz viele Amerikaner kennenlernen konnte. Neben dem Training dreimal pro Woche, haben wir uns auch regelmäßig abseits des Platzes bei Chick-fil-A getroffen. Mit dem Tennisteam sind wir auch in jedem Semester auf einige Turniere gefahren, die entweder in Colorado oder auch in anderen Bundesstaaten stattfanden. Ich bin dadurch alleine durch Tennis bis nach Lincoln (Nebraska) und Salt Lake City (Utah) gekommen. Eines meiner persönlichen Highlights waren die Sectionals in Utah, wo wir gegen Teams aus Colorado, Utah, Wyoming und Idaho gespielt haben. Da es unterschiedliche Teams gibt (A Team, B Team, etc.) kann eigentlich fast jeder mitmachen!

Für all jene, die gerne Sport machen ist Colorado ohnehin ein Paradies. Ich war mehrere Male in den Rocky Mountains die ungefähr eineinhalb Stunden entfernt liegen und konnte mit Outdoor Pursuits an ganz vielen Ausflügen teilnehmen. Outdoor Pursuits ist ein Büro an der UNC, das gratis Sportausrüstung an Studierende verleiht und auch zahlreiche Ausflüge unter dem Semester veranstaltet. Über Outdoor Pursuits konnte ich mir für das ganze Jahr ein Fahrrad für Greeley und den Campus ausleihen. Darüber hinaus bin ich auch noch (Schneeschuh)wandern, Schi fahren und klettern in South Dakota gewesen. Diese Ausflüge wurden von Outdoor Pursuits zu günstigen Preisen organisiert. Ein Wochenende in South Dakota inklusive Fahrt, Verpflegung und Besuch von Mount Rushmore kostete nur $60.


Obwohl Greeley 100 000 Einwohner hat, gleicht die Stadt mehr einer Siedlung, was dazu führt, dass die Downtown nur sehr klein ist und es nicht so viele Bars und Clubs gegeben hat. Es gab zwei Clubs, zu denen alle Studierenden in der Regel mittwochs gingen. Ich habe aber grundsätzlich die Erfahrung gemacht, dass in den USA die Housepartys sowieso eine größere Rolle spielen. Davon gibt es an der UNC auf jeden Fall genug, wenn man Leute kennt. Ich war einige Male auf diesen Housepartys, generell haben wir aber oft unsere eigenen Partys in unseren WGs gefeiert. Das Gute ist auch, dass viele coole Städte nicht weit von Greeley entfernt liegen, falls man einmal raus möchte. Boulder und Fort Collins, zwei andere große Studentenstädte liegen nur 50 Minuten entfernt und auch Denver, die Hauptstadt Colorados ist in einer Stunde erreichbar. Voraussetzung dafür ist lediglich, dass man jemanden mit einem Auto kennt, da es praktisch keinen öffentlichen Verkehr gibt. Ich hatte das Glück, dass es in meinem Freundeskreis eben genug Amerikaner gab, die mit uns ein paar Mal zu diesen Städten gefahren sind. Zur Not kann man auch ein Lyft/Uber rufen und den Preis aufteilen. Sollte jemand sich für die UNC bewerben und dort auch aufgenommen werden, würde ich auch jedem ans Herz legen, sich für das Buddy-Programm und das Family Friendship Programm anzumelden. Besonders Letzteres ist absolut empfehlenswert. Mir wurde zu Beginn ein Family Friendship Dad zugeteilt, der mit meinen Freunden und mir Ausflüge in Colorado unternahm. So sind wir zum Beispiel zum Rodeo oder einem Eishockeyspiel gefahren. Da er beim Militär war, mussten wir auch nie Eintritt bezahlen.
An der UNC selber gibt es auch zahlreiche College-Sportarten. Die meisten davon sind immer gut besucht, unter anderem weil die Uni bei all diesen um die Meisterschaft mitspielte. Lediglich in American Football war das Team der Uni wirklich nicht gut, was dazu führte, dass die Tribünen während der Spiele nie zur Gänze gefüllt waren. Meiner Meinung nach, ist bei den Basketball- und Volleyballspielen wesentlich mehr Stimmung aufgekommen. Mit Abstand am besten besucht wurden aber die Spiele der Eishockeymannschaft.
Reisen und Transport: Wie schon kurz erwähnt, geht in Colorado ohne Auto fast nichts. Da man aber unglaublich schnell Freunde kennenlernt und diese einem oft ganz Colorado zeigen wollen, ist das in der Regel kein Problem. Ein großer Pluspunkt von Colorado ist, dass in der Hauptstadt Denver der fünftgrößte Flughafen der USA liegt und dass es von dort Flüge in alle erdenklichen Städte zu günstigen Preisen gibt. Ich bin während meiner Zeit in den USA zum Beispiel nach Chicago, New Orleans, Los Angeles, San Diego, Baltimore und Philadelphia geflogen und habe für die Roundtrips nach Chicago und New Orleans nicht mehr als jeweils $80 bezahlt. Diese zwei Städte und Philadelphia würde ich auch jedem empfehlen. Ich muss gestehen, dass ich diese selber nicht auf dem Schirm hatte, von diesen aber letztendlich total begeistert war. Vor allem New Orleans ist wirklich ein Traum für jeden der gerne ausgeht und zeitgleich ein paar Tage in einer schönen Stadt verbringen möchte. An jeder Ecke gibt es Live-Musik und auf den Straßen ist um jede Uhrzeit etwas los. Eine andere Option ist zum Beispiel auch, sich ein Auto zu mieten, um herumzureisen. Für unseren Wochenendausflug zum Grand Canyon und den Arches of Utah haben wir uns für ein Mietauto entschieden.


Arbeiten: Im zweiten Semester habe ich begonnen in einer der Dining Halls zu arbeiten. Der Manager nimmt dort grundsätzlich immer neues Personal auf, sofern man internationaler Student ist. In der Dining Hall habe ich zwei Schichten (ca. 6h) pro Woche gearbeitet und mir beim Teller waschen und Essen ausgeben ein wenig Geld dazuverdient. Wichtig ist nur, dass man vorher um die Arbeitserlaubnis bei ISEP ansuchen muss! Erst mit dieser Bestätigung darf man um eine Sozialversicherungsnummer ansuchen.
Versicherung: Als ISEP Student war ich dazu verpflichtet die Versicherung der Organisation zu kaufen. Für neun Monate beträgt der Preis um die $800, was nicht unbedingt wenig ist. Ich bin rückblickend gerade in Anbetracht des Coronavirus froh, diese Versicherung gehabt zu haben. Während meine einen Coronavirus-Test und die Behandlung bezahlt hätte, deckten die Versicherungen, von Freunden von mir, diese Kosten nicht.
Fazit: Schlussendlich kann ich jedem nur ans Herz legen, den Schritt ins Ausland zu wagen. Die Zeit in den USA war die beste Zeit meines Lebens und umso froher bin ich, dass ich mit ISEP in die USA gegangen bin. Man hat vor allem eine größere Auswahl und finanziell stellt es eine riesengroße Erleichterung dar. Mit ISEP in den USA studieren kostet monatlich 650€ und in diesem Preis sind studieren, wohnen und 19 Mahlzeiten inkludiert. Ohne ISEP hätte ich wahrscheinlich das Dreifache bezahlt.